Zwei Tage schwitzen in Stein Bockenheim beim Dressurlehrgang von Christoph Niemann aus Walldorf. Muskelkater unvermeidlich, aber die Reiter antworteten durchweg positiv, auch wenn die Arbeit intensiv und anstrengend war. Kommentar von Christoph Niemann, wer nicht intensiv arbeitet kommt auch zu nichts.

Der Kurs für die fortgeschrittenen Teilnehmer fand am 28. Februar und 1. März auf der Reitsportanlage von Familie Colling statt. Fast zu hell präsentierte sich die fein vorbereitete Halle am ersten Tag. Die Sonne knallte durch die Scheiben und ließ manchen Reiter blinzeln. Dafür waren am zweiten Tag die Bedingungen für die Fotografen nicht so optimal. So mancher Elternteil wollte im Film festhalten, ob sich die jungen Damen verbessern konnten. Sie konnten es sichtlich.

Leider wäre eine höhere Beteiligung wünschenswert gewesen, denn nur mit besonderen Beziehungen konnte Christoph Niemann als Trainer gewonnen werden. Er gibt zu, dass er solche Lehrgänge so gut wie nie hält. Natürlich stellt man sich die Frage, woher das geringe Interesse? Teilnehmer mussten aus gesundheitlichen Gründen von Pferd oder Reiter absagen. Vielleicht ist der Trainer gar nicht so bekannt und sollte daher einmal kurz vorgestellt werden.

Er stieg mit 15 Jahren aufs Pferd. Absolvierte seine Lehre bei Dr. Rainer Klimke und belegte Lehrgänge bei Harry Boldt, Herbert Rehbein, George Theodorescu und Willi Schultheis. Beendigung der Reitlehre 1982 in Warendorf. 1996 zweite Meisterprüfung in Zucht und Haltung. 2004 Prüfung zum Grand Prix Richter. Eine lange Liste von Erfolgen. Siebenfacher Baden Württemberg Meister, weit über 100 S-Siege, mehrfach Nationen Preis Reiter. Besonders stolz ist er auf zahlreiche Reiter, die er bis zum Goldenen Reitabzeichen gebracht hat.

Mit den Pferden, die die Reiter mitgebracht hatten war er durchaus einverstanden. Es waren Vierbeiner, mit denen man weiter kommen kann, meinte er, auch wenn es anstrengend ist. Aber Reiten ist nun mal Leistungssport und Erfolge sind nur durch Fleiß zu erreichen.

Als Ausbilder ist er sehr fordernd. Das fängt schon mit der Kritik zu der Einstellung mancher Reiter zur Arbeit mit ihren Pferden an, setzt sich über die Körperhaltung auf dem Pferd fort und hört bei der Theorie noch lange nicht auf. Am Anfang macht er sich ein Bild von den Reitern Durch genaue Beobachtung weiß er gleich, wo er den Hebel ansetzen muss. Die Reiter wiederum müssen nicht nur mit dem Körper sondern auch mit dem Kopf mitarbeiten. Sie sollen sich selbst fordern und nicht nur die Pferde. Immer wieder seine Fragen: Was hast Du jetzt für ein Gefühl? War diese Lektion gut umgesetzt? Warum diese versammelnde Lektion schon in der Lösungsphase? Nicht die Fehler beim Pferd suchen sondern sich selbst Gedanken machen, was falsch war. Nur wenn Pferd und Reiter harmonieren können sie gut zusammen arbeiten und dann haben beide Spaß am Reiten.

Christoph Niemann schaut nicht auf die Uhr. Eine dreiviertel Stunde war zwar für jeden eingeplant, aber ein Arbeiten mit wirklich voller Konzentration ist nur über 20 Minuten möglich. Daher legt er immer mal wieder Pausen ein. Schnauf erst mal. Überwiegend wird im Galopp geritten. Beim langen Traben versuchen die Reiter nur ihre Pferde krampfhaft in die Tiefe zu reiten. Vor lauter runter riegeln kriegen sie sie dann nicht mehr nach oben. Galopp bringt viel mehr Kraft meint er und kann genauso zum Lösen wie zum Versammeln eingesetzt werden. Die Aufforderung, eine Galopptraversale zu reiten wurde von einer Reiterin staunend aufgenommen. Habe ich noch nie gemacht. Antwort: Kriegst du aber hin. Zufrieden und etwas stolz stieg sie später vom Pferd ab, es hatte geklappt. Mit Muskelkater kamen die meisten schon nach dem ersten Tag an den Start. Wie mag es nach dem zweiten ausgesehen haben?

Lange wollte sich Christoph Niemann nicht auf der Anlage aufhalten, denn schon am nächsten Tag ging es wieder nach USA. Natürlich zum Reiten. Zwei Wochen bleibt er dieses Mal in Miami. In USA wird viel Geld ausgegeben, er vergleicht es aber auch ein wenig mit Disney World. Allerdings wird enorm in die Jugend investiert. Die Amerikaner kopieren die Deutsche Ausbildung. Wir sollten uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen. Also, bitte die Trainingsangebote nutzen, ohne Fleiß kein Preis.

 

Dietmar Rodewald

04.03.2015

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