VOLTIGIER MEISTERSCHAFT 2015 IN BODENHEIM

Der Ländliche Reit und Fahrverein Bodenheim hat am 4./5.Juli 2015 ein Voltigierturnier ausgeschrieben, in dem die Rheinhessen Meisterschaft integriert war. Voltigierer aus Rheinland Pfalz, Saarland und Hessen waren zugelassen. Es lag ein gutes Nennungsergebnis vor, nur hatte keiner mit dem Wetter gerechnet. Ausgerechnet an diesem Wochenende wurde mit 40,3 Grad ein neuer Hitzerekord gemessen, verständlich dass einige Vereine mit längeren Anfahrwegen lieber auf einen Start verzichteten. Laubenheim wurde Meister in Einzel- und Gruppenwertung.

Ursprünglich hatten sich 39 Gruppen, 38 Einzelvoltigierer und 4 Doppelpaare angemeldet. Leider sind dann wegen der tropischen Temperaturen und einzelner krankheitsbedingter Ausfälle nur 19 Gruppen und 24 Einzelvoltigierer an den Start gegangen.

Was macht man bei solchen Temperaturen? Viele Vorbereitungsarbeiten lagen vor dieser Meisterschaft bei Bodenheim als Veranstalter, aber auch die Voltigierer haben sich auf dieses Turnier vorbereitet. So gab es keine lange Diskussionen über die Durch- oder Weiterführung des Turnieres. Die Pferde vertragen die Hitze eher als die Menschen, meinte eine Richterin, vor allem wenn für sie zwischen den Prüfungen möglichst ein schattiges Plätzchen gefunden werden kann.

Ein Pilotprojekt erlaubt den Einsatz von sechs bis acht Startern in einer Gruppe. Die Pflichtübungen dauern jeweils eine Minute pro Volti, danach kommt die Kür mit vier Minuten. Somit muss ein Voltigier Pferd pro Prüfung etwas über zehn Minuten galoppieren. Galoppieren die Vierbeiner gleichmäßig und gelassen, dann ist eine solche Belastung zumutbar und vielleicht nicht so anstrengend wie bei einem Springreiter. Der ist zwar kürzer im Parcours, dafür ist das mit Tempowechsel und engen Wendungen zwischen den Hindernissen doch strapazierend.

Neben den Pferden darf man das Richterkollegium nicht vergessen. Es ist keine einfache Aufgabe bei tropischen Temperaturen. Sie sitzen Stunden in der warmen Halle und müssen konzentriert die Vorführungen verfolgen und ihre Wertnoten geben und begründen.

Die Bodenheimer Halle ist ein großer Vorteil für ein solches Turnier. Selbst drei Voltigierer übereinander aufgebaut haben keine Probleme bei einer Hallenhöhe von fünf Metern. Bei den meisten Reithallen hängt die Berieselungsanlage an der Decke. Hier wird die Halle von der Seite befeuchtet und so bleibt die volle Höhe erhalten. Hanne Strübel von Laubenheim kommt daher besonders gern nach Bodenheim. Zu Hause muss sie die hohen Figuren an einem bestimmten Teil der Halle auf- und wieder abbauen, sonst kann sie mit dem Gestänge der Berieselungsanlage kollidieren. Es kann eigentlich nichts passieren aber es rappelt erheblich und das kann beim Vierbeiner zu unkontrollierten Sprüngen führen.

Zum Glück ist die Halle auf beiden Seiten weit zu öffnen, und so verirrte sich doch immer wieder ein Luftstrom hindurch und brachte wenigstens ein wenig Erfrischung. Zusätzlich versuchen Ventilatoren in der Decke die warme Luft abzusaugen.

Ebersheim war dieses Mal in den oberen Gruppen nicht so stark vertreten. Qualifikation für Internationale Turnier für die beiden Top Vereine Laubenheim und Ebersheim bringen erhebliche Zusatzbelastungen. Vom 10. bis 12. Juli die DJM in Krumke bedeutet bei etwa 550 km bereits die Anreise am Mittwoch. Am 18./19. Juli mehr ein Heimspiel bei der Landesmeisterschaft in Kurtscheid. Dann wieder eine lange Anreise zur WM nach Ermelo (Niederland) vom 7. bis 9. August. Da brauchen nicht nur die Voltigierer eine Pause sondern auch die Pferde. So kann man nur mit Vierbeinern an den Start gehen, die nicht auf diesen Turnieren im Einsatz sind. Hanne Strübel hat das genutzt, das Turnier lag ja vor ihrer Haustür und die Erfolge waren einprogrammiert.

Ein gutes Voltigierpferd zu finden ist nicht so ganz einfach. Hanne Strübel hatte Glück .Vor sechs Wochen wusste ihr Neuer noch nichts vom Voltigieren. Hier ging er zum ersten Mal an den Start und schnell hatte er sich an die ungewohnte Umgebung gewöhnt und galoppierte wie ein routiniertes Volti Pferd. Bei der Siegerehrung wurde er sogar als bestes Mannschaftspferd ausgezeichnet.

Etwas ungewöhnlich die Meisterehrung, wenn man sich die Leistungsklassen und Ergebnisse anschaut. Da es in Rheinhessen nicht genügend Voltigierer gibt, um sie in einer Leistungsklasse zu bewerten, werden alle Wertnoten zugrunde gelegt, gleichgültig in welcher Leistungsgruppe sie erreicht wurden. Natürlich ging wieder einmal kein Weg an Laubenheim vorbei. Sie setzten sich in der Gruppe und bei den Einzelwettbewerben klar an die Spitze.

Bodenheim war mit zwei Leistungs- und Breitensportgruppen am Start. Gerade bei den Breitensport Gruppen sieht man die Teilnahme als Motivation und Förderung des Gruppengefühls und nicht schon so sehr auf Leistung abgestimmt.

Die Hechtsheimer haben viel Pech mit ihren Pferden gehabt und können erst seit diesem Jahr wieder an Turnieren teilnehmen. Das tun sie auch eifrig und Bodenheim war schon das vierte. Umso erfreulicher der zweite Platz bei der Meisterschaft. Nächstes Ziel die Landesmeisterschaft.

In der A-Gruppe bis 16 Jahre war der Start von Mainz Ebersheim eine Premiere. Eine Herausforderung für die noch sehr jungen Voltigierer, die Kür im Galopp zu absolvieren. Aufgrund der vielen Turniere die momentan angeboten werden, haben die Einzelvoltigierer und Leistungsgruppen auf einen Start bei der Rheinhessen Meisterschaft verzichtet.

Ergebnisse der Rheinhessen Meisterschaft:

Gruppen:

1. Laubenheim 2 -M*- mit 5,887, Longenführerin Hanne Strübel

2. Hechtsheim 2 –L- mit 5,463, Longenführerin Christina Steyer

3. Bodenheim 1 -M*- mit 5,178, Longenführerin Christina Fischer

4. Bodenheim 3 -A- mit 4,557, Longenführerin Tamara Ohlensehlen

5. Ebersheim 7 –A16_ 3,833, Longenführerin Alexandra Dietrich

Einzeln:

1. Nancy Engemann Laubenheim LK S 7,688

2. Julia Manthe Hechtsheim LK L 5,713

3. Leonie Steinhauer Hechtsheim LK L 5,635

Bestes Mannschaftspferd Poker mit Hanne Strübel als Longenführerin

Für die Teilnehmer war es eine gut organisierte Veranstaltung, Bodenheim hat da sehr viele Erfahrungen. Und natürlich richtet sich ein Verein auf ein Turnier mit vielen Besuchern ein. Die Hitze hat sich aber stark negativ auf den Besuch ausgewirkt. Im August führt Bodenheim sein großes Reit- und Springturnier durch, hoffentlich nicht unter ähnlichen Bedingungen. Nur der Eismann konnte sich nicht über das Geschäft beklagen.

 

Dietmar Rodewald

07.07.2015

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