Die Rheinhessen Meisterschaft war genau der passender Rahmen um einen unermüdlich engagierten Pferdemann auszuzeichnen. Drei Tage war er der erste und letzte auf der Anlage des Bodenheimer Reitvereins. Ohne seinen Einsatz und sein Wissen um den Sport und die Organisation wäre die Meisterschaft sicher nicht ganz so optimal abgelaufen. Pausenlos pendelte er zwischen Dressurviereck und Springplatz hin und her. Sobald er ein Problem entdeckte setzte er sich für eine Lösung ein, half unermüdlich das Programm am Laufen zu halten. Immer freundlich und zuvorkommend, immer Ansprechpartner und manchmal Tröster für die jugendlichen Reiter, wenn der erhoffte Erfolg nicht erreicht wurde.
Es umschreibt ein wenig einen Menschen, der sich jahrelang um den Reitsport bemüht hat, nicht nur auf den Turnierplätzen sondern genauso, wenn es um den Verband oder die Zucht von Pferden ging. So ist es leicht nachvollziehbar, dass der Verband schon länger den Gedanken verfolgt hat, diesen Einsatz auch nach außen sichtbar zu belohnen. Am 7. Juni 2014 wurde ihm, vor der Ehrung der Verbandsmeister, die „Dieter-Graf-Landsberg-Velen-Medaille“ in Bronze verliehen. Diese Auszeichnung war von der FN 2009 geschaffen worden, in Erinnerung an den ehemaligen Präsidenten und verstorbenen Ehrenpräsidenten der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, Dieter Graf Landsberg-Velen. Es gibt sie in drei verschiedenen Stufen und sie wird an Personen verliehen, die sich für die Pferdehaltung, den Sport oder die Zucht einsetzen, auf regionaler Ebene nur in Bronze. Überregional wurde sie 2014 in Gold an Dr. Ursula von der Leyen verliehen.
Er war über diese Auszeichnung wirklich überrascht, alle hatten dicht gehalten. Er gibt selbst zu, dass er nicht auf Auszeichnungen scharf ist, er hofft vielmehr, dass es andere als Motivation sehen, sich ebenfalls für den Sport einzusetzen. Gefreut hat er sich trotzdem und vielleicht war er sogar ein wenig stolz.
Die erste Berührung mit Pferden liegt schon lange zurück. Sein Vater kam 1950 aus der Gefangenschaft nach Hechtsheim zurück. Ein Neuanfang war notwendig und es war eine Kombination von Arbeit bei Opel und erste Ansätze in der Landwirtschaft. Von einem Freund wurde ihm ein vierjähriges Pferd zu Verfügung gestellt, dass erst einmal eingefahren werden musste um es im Weinberg sowie auf den Kartoffel- und im Spargelfeldern einsetzen zu können. Den 12-jährigen Heinz reizte es natürlich in den Sattel zu steigen, so kam er zum Pferdsport. Der Reit- und Fahrverein 1929 e. V. wurde sein Heimatverein.
Bald stellten sich die ersten Erfolge auf E- und A-Ebene ein. Nach Platzierungen und Siegen in L wurden ihm sogar Pferde von Sponsoren angeboten. Oft waren es auch Pferde, die eigentlich beim Metzger gelandet waren, von reichen Leuten abgegeben, die sich aus welchen Gründen auch immer, von ihren Vierbeinern trennen wollten. Heinz übernahm die Ausbildung dieser Pferde und konnte sie dann mit Gewinn verkaufen. Geld in erster Linie für den eigenen Hausbau.
Schon mit 18 Jahren wurde er Süddeutscher Vizemeister in Dortmund und steigerte damit seinen Bekanntheitsgrad. Die Idee einer eigenen Reitanlage wurde fallen gelassen, dafür der Bau eines Stalles angefangen. Boxe um Boxe entstand, immer wenn wieder etwas Geld übrig war. Gleichzeitig begann Heinz eine kleine Zucht aufzubauen, um mit eigenen Pferden Turniere besuchen zu können.
Reiten war nicht die einzige Beschäftigung, es brachte nicht genügend Geld ein. Der Beruf wurde zur Hauptaufgabe, der Sport brachte den Ausgleich. Die Arbeit mit den Pferden wurde immer mehr und so holte er sich zur Entlastung und auf Empfehlung seines Vaters Kirsten Heinemann in den Stall.
Heinz Keim war in mehreren Sätteln erfolgreich. Über die festen Hindernisse einer Vielseitigkeitsstrecke aber auch über die bunten Stangen bis zur Kategorie M sammelte er zahlreiche Schleifen. Sein besonderes Interesse galt schon immer der Ausbildung junger Reiter bis M-Niveau. Aushängeschilder seines erfolgreichen Trainings waren sicher Kirsten Heinemann in Dressur und Springen, die sogar die Deutsche Meisterschaften im Vierkampf gewonnen hat. Aber auch seine Tochter Sandra konnte sich zweimal für die Deutsche Meisterschaft qualifizieren, war im Springen bis M erfolgreich, in der Dressur sogar bis S.
Der Hechtsheimer Verein holte sich Ende der 70-er Jahre Heinz in den Vorstand, wo er sich hauptsächlich um die Turnier Gestaltung einsetzte. In seine Zeit fielen die ganz großen Turniere, die schon am Donnerstag anfingen. Bis zu 3.000 Zuschauer drängten sich um den Platz. Damals musste man noch 5 DM Eintritt bezahlen, neben der Restauration eine wichtige Einnahmequelle. Verständlich, dass der Regionalverband Ende der 80-er Jahre auf ihn aufmerksam wurde und so rief man ihn dort in den Vorstand.
Der Beruf ließ ihm immer weniger Zeit und sein Vater stellte ihn vor die Alternative: Entweder ganz aufhören und ein Pferd für den Sport im Reitstall Kerz unterzustellen oder was ganz Neues aufzumachen. Auf der Suche nach Gelände kam er 1976 nach Stadecken Elsheim. Es dauerte aber 10 Jahre bis der Bau einer Halle genehmigt wurde. Auflagen über Auflagen, denn das Gelände war Landschaftsschutzgebiet, teilweise Naturschutzgebiet. Mit Hilfe des Sportbundes und der Landwirtschaftskammer bekam er endlich die Baugenehmigung. Der Leiter des Kreisrechtsausschusses machte glücklicherweise einen positiven Strich unter das Vorhaben und trotz weiterer Einwände der Ämter konnte die Halle gebaut werden. Der Verein Marienhof zog ein, Stall und Halle wurden verpachtet. 35 Pferde konnten untergebracht werden.
Inzwischen hatte seine Tochter Sandra eine Lehre bei Paul Schmid in Kranichstein begonnen, die sie wegen Rückenprobleme erst einmal abbrechen musste. Ein junger Orthopäde behandelte sie und empfahl ihr, möglichst bald wieder aufs Pferd zu steigen, aber ohne Sattel. Auf dem zweiten Bildungswege erwarb sie schließlich die Qualifikation als Reitlehrer.
Für seine Tochter hat Heinz noch einmal einen Anfang gewagt. Es fing mit einer Rundhalle an und ging mit Stallungen und einer Halle weiter. Der Verein Jugend- und Freizeitreiter Selztal wurde 2010 gegründet. Ein Pony Club mit Pensionspferden und Ausbildung und ein neues Betätigungsfeld für Heinz Keim, nachdem er sich vom Berufsleben fast abgenabelt hat. Es gibt noch viel zu tun, aber das tut er für seine Tochter und die Jugend gerne.
Woher kommt seine Motivation: Wenn ich etwas angefangen habe, dann möchte ich es auch beenden, seine erste Antwort, die sich auf den neuen Stall bezieht. Gleiches gilt für seine Arbeit im Verband. Ich habe den Posten übernommen und setzte mich dafür voll ein. Kann einer nicht zur Sitzung vom Landesverband oder ein Jubiläum, Heinz findet Zeit. Besonders die Jugend liegt ihm am Herzen und mit Bedauern sieht er hier die Entwicklung und würde das Rad gerne zurückdrehen.
Es bleibt zu hoffen, dass Heinz Keim noch lange gesund bleibt, dem Verband weiterhin unterstützen kann, auch wenn er schon gerne etwas langsamer treten möchte. Glückwunsch zu dieser Auszeichnung und weiterhin alles Gute und Gesundheit.
Dietmar Rodewald
22.06.2015